Nach Iran-Angriff

Warnung vor Ausweitung des Kriegs in Nahost

Aufs Schärfste haben Politiker und Religionsvertreter den iranischen Angriff auf Israel verurteilt. Papst Franziskus erklärte am Sonntag beim Mittagsgebet, er habe die Nachricht mit Schmerz und großer Sorge vernommen. "Ich appelliere dringend, jegliche Aktion einzustellen, die dazu geeignet ist, eine Spirale der Gewalt zu fördern, und die Gefahr beinhaltet, den Konflikt im Nahen Osten in einen noch größeren militärischen Konflikt hineinzuziehen", mahnte der Papst.

Ähnlich äußerte sich der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing. Es müsse alles dafür getan werden, dass der Nahe Osten "nicht in einen regionalen Krieg mit unabschätzbaren Folgen" gerate: "Dies wäre eine Katastrophe für diese Weltgegend und eine dramatische Gefährdung des Weltfriedens." Bätzing appellierte an alle Verantwortlichen, eine "Eskalationsdynamik" zu vermeiden.

Ebenso rief UN-Menschenrechtskommissar Volker Türk alle Konfliktparteien zur Deeskalation auf. Die Staatengemeinschaft müsse alles in ihrer Macht Stehende tun, um eine weitere Verschlechterung der ohnehin äußerst instabilen Lage zu verhindern.

Der Zentralrat der Juden in Deutschland forderte eine "klare und harte Position" gegenüber dem Regime in Teheran. Die Sanktionen müssten "auf ein Maximum erhöht, die iranischen Revolutionsgarden endlich als Terrororganisation gelistet werden", sagte ein Sprecher des Zentralrats der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Der Iran und seine Stellvertreter stellten auch hierzulande eine Gefahr insbesondere für Juden dar, sagte der Direktor des Berliner American Jewish Comittee, Remko Leemhuis. Daher müsse das Islamische Zentrum Hamburg (IZH) geschlossen werden, "von dem seit Jahren bekannt ist, dass es die wichtigste Anlaufstelle des Irans in Europa ist".

Die Forderung nach einer Schließung des umstrittenen Zentrums erneuerte auch die Linke-Gruppe im Bundestag gegenüber der "Welt". Der IZH-Verein wird vom Verfassungsschutz als islamistisch sowie als verlängerter Arm des iranischen Regimes eingestuft. Vor etwa anderthalb Jahren hatte der Bundestag die Bundesregierung aufgefordert, ein Verbot des Vereins zu prüfen.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier versicherte seinem israelischen Amtskollegen Isaac Herzog Deutschlands Solidarität. Er sei erleichtert über die starke israelische Luftabwehr und hoffe, dass eine großflächige Eskalation vermieden werden könne, sagte Steinmeier laut Mitteilung des Bundespräsidialamtes in einem Telefonat mit Herzog.

In der Nacht hatte der Iran rund 300 ballistische Raketen und Drohnen auf Israel abgefeuert. Davon wurden laut Medienberichten 99 Prozent von Israel, den USA, Großbritannien, Jordanien und offenbar auch Frankreich abgefangen, teilweise bereits über Syrien und Jordanien. Der Iran bezeichnete den Vergeltungsschlag derweil als erfolgreich. Die militärischen Notfallpläne in Israel sind seitdem verschärft; bis Montagabend sind dort alle Bildungsaktivitäten und Schulveranstaltungen sowie größere Menschenansammlungen verboten. Die deutsche Bundesregierung berief am Morgen einen Krisenstab ein.

KNA

15.04.2024 - Krieg , Nahost , Papst Franziskus